Schwein gehabt

Nach dem Sonntagsblues startet die 2. Woche im Krankenhaus mit einem (kleinen) Wunder. Der Pappnasenarzt hat Urlaub und die Kollegin ist so, wie man sich das wünscht: freundlich, empathisch und nimmt sich Zeit. Das macht mich allerdings gleich misstrauisch. Sie macht es sich im einzigen Stuhl des Zimmers gemütlich und blättert in meiner Akte. Ich rechne mit dem Schlimmsten.

Und dann kommt’s: sie haben Bakterien gefunden! Super, das ist heilbar. Angeblich sogar einfach mit den Tabletten, die ich seit 5 Tagen nehme. Der Tropf ist nicht mehr nötig und wenn die Entzündungswerte am nächsten Morgen runtergegangen sind darf ich nach Hause. Ich kann mein Glück nicht fassen!

Daumen drücken
Ich posaune die frohe Botschaft an alle, die es interessieren könnte und bitte um’s Daumen drücken. Den vielleicht letzten Nachmittag in Hemer verbringe ich dann mit einem Spaziergang, erst schön, dann etwas verzweifelt auf der Suche nach so etwas, wie einer Innenstadt.

Ich könnte mir doch ein Eis gönnen zur Feier des Tages. Vorsichtig knibbele ich das Krankenhausbändchen mit Barcode und meinen Daten vom Arm. Muss ja bei meinem Husten nicht jeder sehen, dass ich aus der Lungenklinik komme. Nach einer heißen halben Stunde Weg habe ich so etwas wie eine Fußgängerzone gefunden. Ich werde sogar in einem 80er-Jahre-Charme-Outlet fündig und gönne mir – statt des Eises – lieber ein luftiges Kleidchen zur Feier des Tages. Mit meinen Wandersandalen am Fuß, total verschwitzt und mit Maske im Gesicht, schauen mich aus dem Spiegel glatte 3 Punkte bei Shopping Queen an. Aber ich hab’ Fantasie und kaufe mir das Erinnerungsstück an Hemer. 

Zurück in der Klinik heißt es nur noch den Abend zu überstehen und positive Vibes an meine Entzündungswerte zu schicken. Vor lauter Aufregung esse ich sogar mein Brote ganz alleine auf. Heute kommt ja kein Picknickbesuch. 

 

Ein langer Morgen
Um 7 Uhr weckt mich Jasmina, misst Temperatur und Blutdruck und um 7.15 Uhr sitze ich pünktlich als erste vor dem Labor. Anderthalb Stunden würde es dauern, bis das Ergebnis da ist. Also erstmal in Ruhe frühstücken. Ab 10 Uhr tiger ich immer wieder Mal zum Schwesternzimmer und frage nach. Um 11 Uhr bekomme ich noch eine neue Zimmernachbarin von nebenan, da ja mindestens eine von uns heute nach Hause gehen könnte, machen sie ihr Zimmer frei für Neuaufnahmen. „Eine von uns?“ Ich zittere weiter. Und dann kommt die liebe Ärztin steht in der Tür und macht es ganz kurz: Sie können beide heute nach Hause!

Oh, wie ist das schön. In Nullkommanix habe ich gepackt, den PflergerInnen die Kaffeekasse gefüllt und stocher noch etwas im Mittagessen rum, bis der Arztbrief da ist. Und dann hält mich nix mehr. Zum Glück hat Andi mich vor dem Blitzer auf der Strecke gewarnt, sonst wäre ich da sicherlich auch noch reingerauscht in meinem Bestreben, so schnell wie möglich wieder nach Hause zu kommen. Die frohe Botschaft verbinde ich via Whatts App mit dem Dank an alle, die mir die Daumen gedrückt haben.  

Und abends wartet noch eine süße Überraschung auf mich. Mein Bruder, der auf Dienstreise vorbeischaut, hat es einfach aufs Sofa gesetzt, handgestrickt von seiner Freundin weil ich so eine arme Sau bin: mein Glücksschwein. (Vielen lieben Dank Annette, ich hab mich riesig gefreut!)  Doppelt Schwein gehabt!!! 

Ein Gedanke zu „Schwein gehabt“

  1. Liebe Felicitas, ich freu mich wahnsinnig für Dich! Endlich wieder zuhause mit guten Nachrichten im Gepäck. So muß es sein! Toll.

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